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25 décembre 2007

...es gibt sie doch, die Antwort

Ein Manifest mit fuck you als letzter Zeile ist nicht wörtlich ernst zu nehmen, aber die Grundstimmung war Realität beim Schreiben.

Das Verurteilen von Urteilen...naja...es steckt schon im Wort... Dass man nicht urteilen sollte ist auch wieder ein Urteil. Ich behaupte sehr gerne, dass der Mensch nichts wissen kann. Doch was berechtigt mich vor dieser Tatsache zu dieser Aussage? Diese und andere Widersprüche hatte ich in einem anderen Manifest einmal festzuhalten versucht (aber da ist mir wieder eine Prüfungssession in den Weg gekommen): "Das geschriebene Manifest gegen die Sprache als Ausdrucksmittel". To be coninued (und wehe es klaut mir jemand diese Idee).

Die lustige Schlussfolgerung aus diesem Manifest hier ist: siehst du dich als Arschloch, bist du deprimiert (aber du kannst dich ja vor dir selbst rechtfertigen). Siehst du dich als nicht-Arschloch, musst du dich mit der Möglichkeit des Selbstbetrugs (hast du dich nur vor dir selbst gerechtfertigt?) quälen.

Könnte man die Welt zu einem gewissen Zeitpunkt fotografieren, dieses festgehaltene Bild analysieren, die Arschlöcher und nicht-Arschlöcher festlegen (natürlich stark vereinfacht) und dann eine Zeit später wieder dasselbe tun, hätte man wahrscheinlich etwa genau gleich viele Arschlöcher wie vorher. Aber die Arschlochetikettetragenden Individuen sind jede Sekunde andere. Das Arschloch ist nicht das Individuum selbst sondern eine Rolle in die jeder schlüpfen kann, aber nicht jeder ist fähig sie gleich gut und gleich lange zu spielen.

Ich bin gekränkt, ich fühle mich als Opfer, schreie nach Aufmerksamkeit indem ich ein Manifest schreibe und verurteile die, welche meine Täter in Schutz nehmen. Doch genau das ist es: damit ist das Manifest nicht wiederlegt, im Gegenteil. Es bestätigt den Mechanismus, und zeigt sogar wie die Autorin selbst dieser Verhaltensweise verfällt.

In der Realität sind die Übergänge sind fliessend. Die Sprache jeodoch nicht... deshalb kann man jedem Text der eine Tatsache widergeben will Mangel nachweisen. Doch was ist die Alternative?

Was meine Spiritualität betrifft: Darum geht es nicht. Als eine Mischung aller dort aufgeführter Richtungen habe ich mich bei dieser Betrachtung auf das Element der Gerechtigkeit (und das allein) beschränkt. Ja, die Gerechtigkeit. Eine menschliche Erfindung von übermenschlicher Dimension. Eine Idee, die der Mensch ersann, ihr jedoch niemals gerecht werden kann. Deshalb ruft er eine höhere Instanz auf, um vor dem Hintergrund dieser Idee für ihn die richtigen Urteile zu fällen und seine Fehler und Ungerechtigkeiten zu kompensieren. Ich beschäftige mich (noch) nicht mir den spirituellen Elementen der Religionen, ich bin jung und zornig und stürze mich auf die Politik, das Menschgemachte, das Perfide, das Einfache, das Logische. Und das Element der Ausgleichenden Gerechtigkeit ist überall dasselbe, auch wenn sich himmlische Ewigkeit und Nirwana in vielerlei Hinsicht unterscheiden.

Erst kürzlich habe ich einen Schriftsteller entdeckt: Paul Leppin. Zum Thema Rache das Beste, was ich jemals gelesen habe. Der erste und der letzte Abschnitt aus "Apologie des Lustmörders" (1924):

Das Gewissen der Menschheit, aufgeschreckt durch die Morde in Hannover, durch das Verbrechen der Millionärssöhne in Amerika, will Vergeltung. Drohbriefe stellen dem Untersuchenden Richter die Alternative, Volksmengen murren sühnebeflissen vor dem Justizgebäude. Frauen, die Söhne und Töchter in Gefahren wähnen, die willige Phantasie ins Ahnungsvolle vergrössert, sind hasserfüllt, rufen hysterisch nach Rache (....)

(...) Da fiel dir zum erstenmal die Stirn deinen Sohnes auf, die schlotternde Hand mit dem Zeitungsblatt, die besudelte Wäsche. Und dann, als ihn die Schergen holten, als er irr, grässlich vor Angst deinen Namen bettelte, hast du nicht Stunden durchlitten, grausamer und entmenschter als das Sterben seinen Opfer? Weib, Mutter des Mörderischen! Dun hast ihn geliebt, wie Frauen ihr Kind lieben, selig und über die Massen. Du warst stolz auf den Buben: aber ein Tröpfchen in seinem Blut, eine gespenstisch veränderte Zelle wucherten untetrinnbar, führten ihn durch die Qual wegloser Labyrinthe zickzack in den Tod. Mutter des Mörderkindes! Du hast gebüsst, wie unter Zehntausenden keine. Die abgefeimteste Not der Hölle war deine Bürde. Gewiss doch, ihr Übereifrigen, die ihr vor Kerkermauern nach dem Herker tobt: man soll ihn töten. Aber tötet in Ehrfrucht und Scheu! - Tötet den Mörder! - Aber seht seine Mutter an, seht ihr Gesicht! - Selig sind die Barmherzigen.

Die Diskussion über Rache, Gerechtigkeit und Vergebung ist eröffnet!!!

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