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1 mars 2008

aus "Der Palast der blütenweissen Stinktiere"

(Fortunato) "Andere Male wieder rettete er seine Mutter und brachte dann eine Kusine um, die es genauso wenig gab. Er liess sich im Wald verirren und von seinem Grossvater vergewaltigen. Er vergewaltigte sie selber und erwürgte sie dann mit langen, glänzenden Lianen, die es allerdings wirklich gibt und mit denen es sich sehr gut von einem Bachufer zum anderen schwingen lässt. Wieder andere male jedoch war ein Kusin der Held, der heimliche Liebhaber, der Freund. Es war ein Kind, dass alle Reinheit der Welt (alle Schönheit) besass, alles war, was er gern gewesen wäre (vielleicht hätte sein können). So bevölkerte er das Wohnzimmer, die Zimmerdecken, die Regenrinnen, sein Bett und die Wolken mit seinen Erfindungen. So errichtete er sich eine von unsichtbaren Anwesenden bewohnte Welt. Unsichtbar für die anderen, denn für ihn waren es die einzigen, wirklichen, authentischen Wesen, die seinem Leben Sinn gaben." (Adolfina) "Doch was war Gott für sie? Gott war für sie vor allem die Möglichkeit, ihr Leid zu klagen, die einzige grosse Möglichkeit. Gott gab ihnen die Gelegenheit, die alle Menschen brauchen, um nicht ganz und gar zu Monstern zu werden: zuweilen Kinder zu sein, als klagende, wutgeladene, weinende Geschöpfe Schutz beim Höchsten zu suchen, der über uns wacht und aus seiner Höhe zu uns niederschaut. Doch, grausam und unerreicbar, war Gott für sie auch der grosse Betrüger, der für alles Verantwortliche, der mächtige Vater, von dem man Rechenschaft verlangen und den man sogar leidenschaftlich verstossen konnte. Dank seiner Überlegenheit und scheinbaren Unempfindlichkeit ermöglichte er ihnen, das heilige Bedürfnis, jemanden zu beleidigen, an sich selbst zu befriedigen. ... (...) Gott war die grosse Fälschung, der zärtlich liebende Vater, die allgegenwärtige Angst, der treue Bräutigam und das unablässig wachsame Auge zugleich. Mit seiner Idee von der Sünde umgab er die unaufhörlichen Schäbigkeiten, also die simplen Lebensäusserungen der Menschen, mit einem Nimbus und mass ihnen so überhaupt erst Gewicht bei. Und ausserdem, ja ausserdem war er noch das Tor zur Unendlichkeit, zum Jenseits. Das Versprechen, das am Ende - oder am Anfang - ihrer Bahn ein liebendes, sanftmütiges, weisshäutiges, bärtiges und lächelndes Wesen ihrer harrte, um sie für so viel unbelohntes Grauen zu belohnen... Er war die Auferstehung des Fleisches. De Vergebung ihrer Sünden. Das ewige Leben. Gott eben."
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